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Buchrezension: Sechs Siedlungen der Berliner Moderne

Im Juli 2008 wurden sechs Wohnsiedlungen im Berliner Stadtgebiet in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Dreizehn Jahre später erscheint nun ein Buch des Landesdenkmalamtes Berlin, welches den heutigen Status der Wohnsiedlungen und mögliche weitere Berliner UNESCO-Kandidaten beleuchtet.

 

Bereits im September 2020 hatten wir anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Geburtsstunde der Metropolregion “Groß-Berlin” einen Artikel über die tiefgreifenden, städtebaulichen und architektonischen Veränderungen publiziert, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in Berlin geplant und umgesetzt wurden.

Die Parallelen, die das heutige Berlin und die Metropole von vor 100 Jahren aufweisen, sind mitunter frappierend. Vor allem das Thema Wohnungsnot war vor über einem Jahrhundert in der damaligen Reichshauptstadt genauso drängend wie heute.

Sechs Wohnsiedlungen der Moderne entstanden zwischen 1913 und 1934

Renommierte Architekten wie Bruno Taut, Walter Gropius, Hugo Häring, Hans Scharoun und weitere Protagonisten errichteten in der Zeit zwischen 1913 und 1934 mehrere Wohnsiedlungen im Berliner Stadtgebiet, die heute als “Siedlungen der Berliner Moderne” bezeichnet werden.

Die Siedlungen wurden im Stil der Klassischen Moderne und des Neuen Bauens entworfen und errichtet. Zu den Siedlungen gehören die Gartenstadt Falkenberg, die Siedlung Schillerpark, die Großsiedlung Britz, die Wohnstadt Carl Legien, die Weiße Stadt sowie die Großsiedlung Siemensstadt.

Die Siedlungen wurden stilbildend für den sozialen Wohnungsbau

Die Siedlungen in den heutigen Ortsteilen Bohnsdorf, Britz, Charlottenburg-Nord, Prenzlauer Berg, Reinickendorf und Wedding wurden in den folgenden Jahrzehnten stilbildend für den Sozialen Wohnungsbau in der durch Wohnungsnot geprägten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.

Mit ihren klaren und neuen Formen sowie dem sozialen Anspruch wurden die Siedlungen bestimmend für die Architektur und den Städtebau des 20. Jahrhunderts in vielen anderen Metropolen weltweit, weshalb die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes folgerichtig war.

232 Seiten starkes Buch, welches das Thema detailliert beleuchtet

Die älteste der Siedlungen der Berliner Moderne ist die von Bruno Taut entworfene Gartenstadt Falkenberg (1913), erst Anfang der 1930er Jahre wurden die im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtete Weiße Stadt und die Großsiedlung Siemensstadt vollendet.

In Zusammenarbeit mit dem Anton H. Konrad-Verlag hat das Landesdenkmalamt Berlin nun ein 232 Seiten starkes Buch mit dem Titel Sechs Siedlungen der Berliner Moderne – Entwicklungen und Erfahrungen in der UNESCO-Welterbestätte herausgebracht. In diesem reich bebilderten Buchband (über 300 Abbildungen) kommen die Akteure zu Wort, die den Welterbegedanken mit Leben füllen und die Siedlungen der Berliner Moderne mit hohem Einsatz pflegen, behutsam entwickeln und ihre Erfahrungen weitergeben.

Den Autoren ist dabei ein umfassendes und hervorragend ausgearbeitetes Werk gelungen, welches jeder der sechs Siedlungen eine tiefe und reflektierte Betrachtung widmet und die Entwicklung der Siedlungen in den jeweiligen, zeithistorischen Kontext der Metropolregion Berlin/Brandenburg setzt.

Waldsiedlung Zehlendorf: Nächster UNESCO-Kandidat?

Klaus Lederer, aktueller Kultursenator der Berliner Landesregierung, widmete der Publikation ein ausführliches Vorwort und warf den Blick nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. In seinem Grußwort unterstrich Lederer die Bestrebungen des Berliner Senats, auch die Waldsiedlung Zehlendorf in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufnehmen zu lassen.

Die Wohnsiedlung unweit des U-Bahnhofs Onkel Toms Hütte ist eine weitere, von Bruno Taut im Bauhausstil entworfene Siedlung, die zwischen 1926 und 1932 errichtet wurde. Unabhängig dieser Bestrebungen des Berliner Senats ist das nun vorliegende Buch ein hochinteressanter Einblick in ein wichtiges Teilstück Berliner Baugeschichte und nicht nur für Freunde der Stadtentwicklung eine echte Leseempfehlung.

Das Buch ist im Anton H. Konrad-Verlag erschienen und ist ab sofort erhältlich. Das gebundene Buch ist für 29,95 EUR zu haben.

 

Landesdenkmalamt Berlin (Hg.)
Sechs Siedlungen der Berliner Moderne
Entwicklungen und Erfahrungen in der UNESCO-Welterbestätte

Hardcover, 23,5 x 29,7 cm
232 Seiten, mit 303 Abbildungen
2021, August (1. Auflage)
ISBN 978-3-87437-600-6

Hier könnt Ihr das Buch bestellen.

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DVD-Box: “Das Humboldt Forum: Ein Jahrhundertprojekt”
Das Buch zum U5-Projekt: “Ein neuer Tunnel durch Berlin”

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1 Kommentar

  1. Ben Buschfeld Dezember 30, 2021

    Besten Dank für die Rezension.
    Das sehr lesenswerte Buch ist bestellbar unter:
    ISBN 978-3-87437-600-6

    Da ich als denkmalaffiner Bewohner, dreifacher Autor sowie Gestalter des Reihenlayouts und Betreiber des mietbaren Museums http://www.tautes-heim.de weitreichend beteiligt war, hatte ich dazu auch schon gepostet. Einige zusätzliche Innenseiten und Informationen finden sich also in den Sozialen Medien unter: https://www.facebook.com/ben.buschfeld/posts/5143090245707808
    https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6859600322353082369/

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