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Gewerbe, Uferwege und Natur: Die Pläne für das Projekt “Spreeküste”

Wie sich das Gebiet am südöstlichen Spreeufer zwischen Stichkanal Rummelsburg, Köpenicker Chaussee und Rummelsburger Landstraße städtebaulich entwickeln soll, wird derzeit im Rahmen des Projekts “Spreeküste” ermittelt. Zwei Architekturbüros haben ein erstes Werkstattverfahren gewonnen. Auf dieser Basis soll nun ein Masterplan für das gesamte, rund 30 Hektar umfassende Entwicklungsgebiet entstehen.

Mögliches Konzept: Wie hier auf diesem Plan von Ortner & Ortner Baukunst (mit capattistaubach urbane landschaften) geplant könnten Gebäude zukünftig am Spreeufer errichtet werden. / © Visualisierung: Ortner & Ortner Baukunst mit capattistaubach urbane landschaften

© Visualisierungen: Ortner & Ortner Baukunst mit capattistaubach urbane landschaften
Text: Björn Leffler

 

Es ist längst eng geworden in der Berliner Innenstadt, zumindest wenn man auf der Suche nach potenziellen Bauflächen ist. Und so will die verantwortliche Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen kreativer werden, um mögliche Flächen für Neubauvorhaben zu finden.

Dies geschieht derzeit im Rahmen des Entwicklungsprojekts „Spreeküste“, zumindest für die östlich und südöstlich gelegenen Bezirke Lichtenberg und Treptow-Köpenick. Denn besonders die städtebaulich wertvollen Flächen entlang des Ufers der Spree zwischen Rummelsburg und Oberschöneweide gehören zu bevorzugten Lagen in der Hauptstadt.

Ein bezirksübergreifendes Projekt mit dem Namen “Spreeküste” wird durchgeführt

Um die bauliche Entwicklung dieser Uferbereiche zentral und koordiniert zu steuern wird derzeit ein bezirksübergreifendes Entwicklungskonzept mit dem passenden Namen „Spreeküste“ erarbeitet.

Die Federführung ist dabei dem Bezirksamt Lichtenberg übertragen worden. Partner sind das Bezirksamt Treptow-Köpenick und die oben bereits erwähnte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Gemeinsam arbeiten die Projektparteien mögliche Entwicklungsszenarien aus.

Zwei Sieger im städtebaulichen Werkstattverfahren wurden gekürt

Nun wurde ein erster Meilenstein erreicht. Gemeinsam mit dem Berliner Projektentwickler Archigon haben die Projektpartner ein städtebauliches Werkstattverfahren für das Gebiet „Berlin-Spreeküste“ durchgeführt.

Konkret umfasst das Untersuchungsgebiet „Spreeküste“ eine Größe von fast 30 Hektar und wird begrenzt von der Spree im Westen, dem Stichkanal Rummelsburg im Norden, der Köpenicker Chaussee sowie der Rummelsburger Landstraße im Osten und der Kleingartenkolonie „Wilhelmstrand“ im Süden.

“Spreeküste”: Das Entwicklungsgebiet hat eine Größe von knapp 30 Hektar

Das riesige Areal umfasst unter anderem das alte Kraftwerk Rummelsburg und das ehemalige Funkhaus sowie großflächige Brach- und Gewerbeflächen. Im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes befindet sich das gut drei Hektar große große Grundstück des Unternehmens Archigon.

Seit September vergangenen Jahres erarbeiteten acht Teams aus Architekten sowie Stadt- und Landschaftsplanern in einem zweistufigen Verfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit Vorschläge für ein städtebauliches Leitbild für das Untersuchungsgebiet „Spreeküste“ sowie eine vertiefte städtebauliche Konzeption für das Teilprojekt „Spreewerk“ auf dem Grundstück der Archigon.

Ende Januar wurde eine Entscheidung über die Gewinner dieses Verfahrens verkündet. Aus insgesamt sieben abgegebenen Arbeiten wurden zwei gleichwertige erste Preise an die beiden Teams O&O Baukunst mit capattistaubach urbane landschaften und ENS Eckert Negwer Suselbeek mit Freiraumplanung Wolf vergeben.

Auf Basis der Entwürfe wird ein städtebauliches Leitbild entwickelt

Das Preisgericht hatte einstimmig die Empfehlung ausgesprochen, beide Konzepte für die sich nun anschließend Erarbeitung eines städtebaulichen Leitbilds für das Gesamtgebiet zugrunde zu legen. Beide Entwürfe zeichnen sich insbesondere durch große zusammenhängende Grünräume entlang der Spree und des Hohen Wallgrabens aus, begründete das Preisgericht seine Entscheidung.

Auf dem Archigon-Grundstück soll ein gemischtes Quartier mit Büro- und Dienstleistungsbetrieben, ergänzt um Nutzungen wie Gastronomie, Einzelhandel, Forschung, Entwicklung und urbane Produktion entstehen.

Archigon-Grundstück: Gemischtes Quartier auf 108.000 Quadratmetern Nutzfläche

Das aus mehreren, siebengeschossigen Baukörpern und einem 28-geschossigen Hochhaus bestehende Ensemble soll sich zukünftig  entlang einer öffentlichen Promenade entwickeln. Insgesamt sollen auf dem Gelände rund 108.000 Quadratmeter Geschossfläche realisiert werden.

Dem Teilprojekt auf dem Archigon-Areal fällt im Rahmen des Gesamtprojekts eine wichtige Rolle zu. Es soll als Leitbild und zentrales Vorbildprojekt für die gesamte Entwicklung des “Spreeküste”-Areals dienen, die noch folgen wird.

Zwölf Grundstückseigentümer sind in das Entwicklungsprojekt involviert

Diese zukünftige Weiterentwicklung soll durch das Büro MACHLEIDT – Städtebau und Stadtplanung im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie der beiden beteiligten Bezirke erfolgen. Insgesamt sind zwölf Grundstückseigentümer in das Projekt involviert, deren Grundstücke im Planungsgebiet “Spreeküste” liegen.

Das Verfahren wurde allerdings auch von Unstimmigkeiten begleitet. Kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses im Werkstattverfahren war es zu juristischen Streitigkeiten zwischen dem Bezirksamt Lichtenberg und einem Großinvestor gekommen, dem auch das Funkhaus Nalepastraße gehört.

Das “Spreeküste”-Verfahren wird von juristischen Streitigkeiten begleitet

Dieser Investor hatte nach Informationen des Tagesspiegels in einer Mail an zahlreiche Berliner Politikerinnen und Politiker den angeblichen Namen des “korrupten Architekturbüros” preisgegeben, welches das Verfahren gewonnen haben soll.

Der Bezirk Lichtenberg zeigte den Investor daraufhin wegen Verleumdung an. “Wir waren in die Auswahlprozesse des Werkstattverfahrens überhaupt nicht eingebunden“, sagt dazu ein Mitarbeiter des prämierten Architekturbüros Ortner & Ortner Baukunst gegenüber dem Tagesspiegel. Und weiter:  “Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesen Vorwürfen“.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte dem Tagesspiegel ebenfalls mitgeteilt, dass es sich bei keinem der beiden ausgezeichneten Teams um jenes handle, welches der Investor genannt hatte.

Nächster Schritt ist die Ausarbeitung eines Masterplans für das Gesamtareal

Das Verfahren wird aller Voraussicht nach also wie geplant fortgeführt werden. Denn nun soll auf Basis der ausgewählten Siegerentwürfe das abschließende städtebauliche Leitbild ausformuliert werden – also ein Masterplan für das gesamte, 30 Hektar umfassende Areal.

Dieser Masterplan soll aufzeigen, wie die künftigen siedlungs- und freiraumstrukturellen Zusammenhänge innerhalb des Gebietes konzipiert und die Bezüge und Verknüpfungen mit den benachbarten Siedlungsbereichen hergestellt und verbessert werden können.

Konkrete Bauprojekte lassen sich aus dem Leitbild allerdings nicht ableiten. Für die jeweiligen im Gebiet liegenden Grundstücke wird es jeweils eigene Entwicklungsprojekte und Gestaltungswettbewerbe geben. Diese sollen sich aber an dem Leitbild für das Gesamtareal ausrichten.

Weitere Projekte in Lichtenberg findet Ihr hier
Weitere Projekte in Treptow-Köpenick gibt es hier
Eine Übersicht weiterer Gewerbeprojekte seht Ihr hier

Quellen: Bezirksamt Lichtenberg, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berliner Woche, Der Tagesspiegel, Ortner & Ortner Baukunst mit capattistaubach urbane landschaften, ENS Eckert Negwer Suselbeek mit Freiraumplanung Wolf

 

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