In der Heimatstadt des Künstlers George Grosz entsteht derzeit ein Ausstellungshaus für dessen Werk, welches stets hochpolitisch war. Der Ort, in dem das zukünftige Museum untergebracht sein wird, befindet sich in Berlin-Schöneberg und hat eine interessante Vorgeschichte.
© Foto: Joerg Carstensen/dpa
Der Kulturstandort Berlin wird bis Mai 2022 eine weitere, spannende Kunstinstitution erhalten. Dabei geht es nicht um die großformatigen Bauprojekte, die derzeit im Kulturforum, auf der Museumsinsel oder am Bauhaus-Archiv entstehen.
Deutlich kleiner, aber umso spannender ist ein Projekt, welches derzeit in Berlin-Schöneberg, unweit des Nollendorfplatzes, umgesetzt wird. Hier entsteht ein Ausstellungshaus, welches zukünftig das Werk des in Berlin geborenen Künstlers George Grosz präsentieren wird.
Ein George-Grosz-Museum entsteht unweit des Nollendorfplatzes
George Grosz war ein deutsch-amerikanischer Maler, Grafiker und Karikaturist. Seine gesellschaftskritischen Gemälde und Zeichnungen, die überwiegend in den 1920er-Jahren entstanden sind, werden der Neuen Sachlichkeit zugerechnet.
Sein Werk zeichnet sich durch zum Teil drastische und provokative Darstellungen und häufig auch durch politische Aussagen aus. Er wurde 1893 in Berlin geboren und starb 1959 auch in seiner Geburtsstadt, nachdem er zwischenzeitlich mehrere Jahre in den USA gelebt hatte.
Das Projekt wird von einer privaten Initiative vorangetrieben
Eine private Initiative hat das Museumsprojekt in Schöneberg in den vergangenen Jahren vorangetrieben. Zu ihnen gehört Juerg Judin, der den zukünftigen Ausstellungsraum – eine historische Tankstelle an der Bülowstraße – vor einigen Jahren gekauft und umgestaltet hat.
Judin, seines Zeichens Galerist, setzte einen kleinen Anbau daneben und verwandelte die einstige Zufahrt zu den Zapfsäulen mit Kiefern, Bambus und einem Karpfenbassin in ein urbanes Kleinod.
Für einige Jahre hat er hier selbst gewohnt. Der Schalterraum war sein Wohnzimmer, die Werkstatt funktioniert als Küche. Nun zieht Judin um, damit die Räumlichkeiten für das Grosz-Projekt genutzt werden können. Er stellt die Tankstelle der Initiative zur Verfügung und beteiligt sich selbst am derzeit laufenden Umbau mit einer sechsstelligen Summe.
Das Museum widmet sich den bislang wenig beleuchteten Grosz-Arbeiten
Natürlich gibt es in Berlin längst Orte, an denen man das berühmte Werk von George Grosz bewundern kann, wie etwa in der Neuen Nationalgalerie, die nicht allzu weit vom entstehenden George Grosz Museum entfernt liegt. Eines seiner Hauptwerke, die “Stützen der Gesellschaft” von 1926, zählt zu den Highlights der dortigen Sammlung.
Das “Kleine Grosz Museum” in Schöneberg, wie es bereits genannt wird, möchte in wechselnden Ausstellungen aber vielmehr einen Fokus auf Teilaspekte des Schaffens von Grosz richten, welche bislang nur wenig beleuchtet wurden und in Übersichtsschauen des Künstlers meist zu kurz kommen. Darunter ist etwa Grosz’ Wirken in den USA zu sehen.
Eröffnung des Museums im Mai 2022
Darüber hinaus soll eine multimediale Dauerausstellung über das Leben und Werk von George Grosz informieren. Das Projekt ist vorerst auf fünf Jahre angelegt und wird betreut von einem Kuratoren-Team, zu dem auch der Kunsthistoriker Pay Matthis Karstens und Ralph Jentsch, der Verwalter des Nachlasses, gehören.
Berlin kann sich also auf ein spannendes Ausstellungsprojekt freuen, welches ab dem Frühjahr auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Zur Eröffnung hat sich auch Kultursenator Klaus Lederer bereits angekündigt.
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