Nur acht Monate nach der offiziellen Grundsteinlegung feierte das Büro- und Gewerbeprojekt „AERA“, welches auf der Mierendorffinsel in Berlin-Charlottenburg entsteht, im Dezember 2022 Richtfest. Nun werden die ersten Bäume eingepflanzt und werden dafür aufwendig per Kran auf das Gebäudedach gehoben. Bis Anfang 2024 soll der Neubau fertiggestellt werden.

Das derzeit entstehende Gewerbeprojekt “AERA” sticht vor allem durch die extensive Dachbegrünung heraus. Nun werden die ersten Bäume auf dem Gebäudedach eingepflanzt. / © Visualisierung: Bauwens GmbH & Co. KG

© Foto Titelbild: Bauwens GmbH & Co. KG, Thomas Rosenthal
© Visualisierungen: Bauwens GmbH & Co. KG 

Text: Björn Leffler

 

Über ambitionierte Bauvorhaben auf oder an der Charlottenburger Mierendorffinsel berichteten wir bereits in der Vergangenheit. So stellen sich die Architekten Mario Lindner und Philipp Kleihues die Installation von rund 45 Bauminseln am Spreeufer der Mierendorff-Insel vor. Das Projekt trägt den Namen “Spreekreuz Inselpark”.

Aber auch auf der Insel selbst wird gebaut. So sollen die Uferwege und Freiflächen der Insel neu gestaltet und modernisiert werden. Auch Wohnungsbau ist geplant: Anfang Mai 2022 wurde an der Quedlinburger Straße 45 der Grundstein für ein neues Wohnhaus für Geflüchtete gelegt. Es soll eine Kita und einen Kieztreff beherbergen. Später sollen die Wohnungen von Studierenden gemietet werden können.

Nachhaltiges Gewerbeprojekt “AERA” entsteht auf der Mierendorffinsel

Das bislang wohl spektakulärste Projekt wird aber vom Immobilienentwickler Bauwens umgesetzt. Es ist das Bauvorhaben “AERA”, welches zukünftig für eine rein gewerbliche Nutzung vorgesehen ist.

Das kaskadenartige Bürogebäude mit Platz für bis zu 1.000 zukünftige Arbeitsplätze soll nach den Wünschen der Projektbeteiligten Modellcharakter für die “Büroimmobilie von morgen” haben: visionär, urban und ausgestattet mit modernster Technik.

Aufsehenerregend: ein 2.200 Quadratmeter großer Dachpark

Aufsehenerregend ist vor allem der geplante, rund 2.200 Quadratmeter große Dachpark, der im Rahmen des Bauprojekts entstehen soll. Etwa 30 bis zu zwölf Meter hohe Bäume und 25 verschiedene Pflanzenarten sollen das grüne Plateau zum „Naturerlebnis mitten in der Stadt“ machen. Aber nicht nur das: Die Biomasse auf dem Dach soll nach Angaben der Bauherren in der Lage sein, etwa fünf Tonnen CO² pro Jahr zu binden.

Das Projekt wurde daher bereits mit DGNB-Platin, dem höchsten Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, vorausgezeichnet. Auch Blitzschutz, eine Absturzsicherung für die Bäume und die Bewässerung des Dachgartens müssen bei dem Vorhaben natürlich mitgedacht werden.

Am Montag wurden die ersten Bäume per Kran auf das Gebäude gehoben

Was in den Visualisierungen des Projekts erstmal besonders nachhaltig aussieht, wird nun auch in die Praxis umgesetzt. Zwei Kiefern machten den Anfang für die aufwendige Pflanzaktion in luftiger Höhe. Denn auf dem Dach sollen 30 zwölf Meter hohe Kiefern, Eichen, Ahornen und Wildkirschen installiert werden.

Jeder einzelne der von einem mobilen Kran aufs Gebäude gehobenen Bäume wird dabei aus Sicherheitsgründen in einem extra für ihn angefertigten „Stahlstuhl“ als fest einbetoniertes Bauteil mit dem Rohbau des Gebäudes verbunden.

“AERA”: Die Bäume werden auf dem Dach gesondert gegen Wind gesichert

Auch eine Windsimulation bis Windstärke 12 wurde vorab durchgeführt, und für sechs Gehölze wird eine zusätzliche, dauerhafte Seilanbindung in Südwest-Nordwest-Ausrichtung vorgesehen.

Die Bepflanzung des Daches begann am Montag dieser Woche und lockte auch einige Schaulustige auf die nahegelegen Röntgenbrücke. Die Deckentraglasten des Gebäudes wurden im Zuge der Planung also auf ein Vielfaches der notwendigen Lasten angepasst, um eine dauerhafte Tragfähigkeit zu gewährleisten.

Eine Substratschicht soll das Wurzelwerk der Bäume beherbergen

Denn um den Wurzelballen jedes Baumes befindet sich eine rund 1,5 Meter dicke Substratschicht, in der er sich in den kommenden Jahren dann verwurzeln kann. Christoph Brzezinski (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung, Liegenschaften und IT im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, war bei der Pflanzung der ersten Bäume anwesend.

Brzezinski äußerte sich zum Projekt äußerst angetan: “Nicht nur im Kontext der Klimakrise, auch in Bezug auf ein gesünderes urbanes Leben und Arbeiten, brauchen wir in der Stadtentwicklung innovative, zukunftweisende Ansätze. Einen Büroneubau so zu entwerfen, dass die Dachflächen den Nutzern einen echten Landschaftspark bieten, ist ein überzeugender und hochspannender Schritt hin zu einer grüneren Stadt der Zukunft.

Regen soll für die Bewässerung des Dachparks genutzt werden

Für eine natürliche Bewässerung des Dachgartens wurden auf der Betondecke des Gebäudes zahlreiche Retentionsboxen eingebracht, um das Regenwasser auf dem Dach und damit in der neuen Parklandschaft zu speichern und nur bei extremen Niederschlägen entsprechend gedrosselt von Grundstück abzuführen.

Zusätzlich wurde ein automatisches Bewässerungssystem verlegt, um auch in Trockenperioden eine effiziente und wassersparsame Versorgung der Pflanzen zu gewährleisten. Gepflanzt werden nach Angaben des Bauherrn ausschließlich regionale Gewächse, die mit den hiesigen Gegebenheiten gut zurechtkommen, sowie Gräser und Sträucher, die sich gegenseitig befruchten können.

Das Gebäude wird nach einem Konzept der kooperierenden Büros Grüntuch Ernst Architekten sowie capattistaubach (Landschaftsarchitektur) verwirklicht. Im kommenden Jahr soll das Vorhaben fertiggestellt werden. Auf die tatsächliche Umsetzung des Konzepts darf man in jedem Fall gespannt sein.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Visualisierung: Bauwens GmbH & Co. KG

© Visualisierung: Bauwens GmbH & Co. KG

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Quellen: Bauwens GmbH & Co. KG, Berliner Woche, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architektur Forum, Grüntuch Ernst Architekten, capattistaubach

 

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