Seit Ende 2022 arbeiten der Bezirk Mitte und das Immobilienunternehmen Signa an einem Zukunftskonzept für das Kaufhaus. Ein Umbau des Gebäudes bis 2027 war geplant, auch eine Reduzierung der Verkaufsflächen. Doch die Insolvenz von Signa bringt das Vorhaben aus dem Tritt. Mittlerweile wird über ein Ausscheiden Signas aus dem Projekt diskutiert, denn die Immobilie hat noch einen weiteren Eigentümer.
© Visualisierung Titelbild: Baumschlager Eberle Architekten GmbH
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Text: Björn Leffler
Das Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz ist nicht nur ein kommerzielles, sondern auch ein gesellschaftliches Zentrum des Quartiers rund um Müllerstraße, Schulstraße und Luxemburger Straße. Zugleich ist das Gebäude im Herzen des Stadtteils Wedding schon lange keine Augenweide mehr.
Das vor Jahrzehnten errichtete Gebäude ist längst in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig. Aufgrund der medialen Berichterstattung über die mögliche Schließung zahlreicher Karstadt- und Kaufhof-Filialen im gesamten Bundesgebiet befürchten auch viele Anwohnerinnen und Anwohner, dass das traditionsreiche Haus am U-Bahnhof Leopoldplatz geschlossen wird.
EIGENTÜMER SIGNA wollte DAS KARSTADT-GEBÄUDE AM LEOPOLDPLATZ UMBAUEN
Miteigentümer Signa, der auch die Verkaufsstandorte am Hermannplatz, am Kurfürstendamm sowie am Alexanderplatz um- und ausbauen wollte, plante aber keine vollständige Schließung des Standorts an der Müllerstraße, sondern einen aufwendigen Umbau und einen Erhalt eines Großteils der Verkaufsflächen.
Doch der österreichische Immobilienkonzern Signa ist längst in finanzielle Schieflage geraten und hat mittlerweile Insolvenz angemeldet. Die hohen Baukosten und teure Baukredite haben die Immobilienholding Signa in die Insolvenz getrieben. Das Unternehmen strebt nach eigener Aussage eine Sanierung in Eigenregie an. Was in den kommenden Jahren ansteht, ist ein tiefgreifender Konzernumbau.
Signa-Pleite hat große Auswirkungen auf die Baubranche – und Berliner Projekte
Die Auswirkungen auf die Baubranche sind enorm, auch für die Metropolregion Berlin. Denn Signa verantwortet mehrere Bauprojekte in der Hauptstadt. Einige sind bereits im Bau oder gerade noch fertig geworden, wie etwa die Sanierung des historischen Schicklerhauses an der Jannowitzbrücke.
Andere Projekte befinden sich noch im Planungsstatus. Dazu gehört auch das Bauvorhaben am Leopoldplatz in der Müllerstraße. Dabei war das Konzept schon recht konkret.
Karstadt am Leopoldplatz: Das “Kaufhaus der Zukunft” sollte entstehen
Bei der Transformation des Gebäudes sollte keine reine Büro-Immobilie entstehen, sondern das “Kaufhaus der Zukunft“, wie es der Investor ambitioniert nannte. Für den Bezirk Mitte und die Anwohner war dieses Vorhaben natürlich grundsätzlich eine sehr gute Nachricht.
Mehrere Architekturbüros beteiligten sich am Wettbewerbsverfahren um das Kaufhaus, aus dem das Büro Baumschlager Eberle Architekten siegreich hervorging. Ihr Entwurf überzeugte die Jury und sollte nach bisherigem Stand in den kommenden Jahren realisiert werden. Die Warenhausimmobilie sollte nach Wünschen der Projektbeteiligten zu einem “gemischt genutzten Stadtbaustein” werden.
Verringerung der Verkaufsfläche, gemeinnützige Nutzungskonzepte
Die zukünftige Verkaufsfläche sollte sich also etwas verringern. Von heute noch 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sollten künftig 10.000 bis 12.000 Quadratmeter erhalten bleiben.
Ebenso sollten auf einer Fläche von etwa 2.000 Quadratmetern Räume geschaffen werden, die öffentlich und gemeinnützig nutzbar sind: Treffpunkte für Jugendliche und Senioren, eine Kita, eine Bibliothek, ein Café oder auch eine Tanzschule.
Nun muss geklärt werden, ob Signa weiterhin an Bord bleibt
Doch bevor weitere Energie in die zukünftige Planung fließt, muss erst einmal geklärt werden, ob Signa überhaupt Projektpartner in dem Vorhaben bleibt. Der Bezirk Mitte hat jedenfalls öffentlich betont, dass das Verfahren vorerst weitergeführt werde und nicht – wie bei vergleichbaren Signa-Projekten am Kurfürstendamm sowie am Hermannplatz – gestoppt werde.
Der zuständige Bezirksstadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), gab auf Anfrage des Tagesspiegel bekannt, dass das Verfahren zum Bebauungsplan vorerst weiterlaufe. Die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung werde bis zum Februar 2024 ausgewertet – wie bislang geplant.
Versicherungskammer Bayern hält ebenfalls 50% an der Immobilie
Allerdings befinde man sich laut Gothe noch im Unklaren über die weitere Vorgehensweise. Es ist ein Gespräch mit der Versicherungskammer Bayern geplant, die die Hälfte des Karstadt-Gebäudes besitzt. Signa ist also nicht vollständiger Eigentümer, sondern nur Miteigentümer der Immobilie, was die Vorzeichen verändert.
Erst nach diesem Gespräch werde man entscheiden, wie es weitergehen soll. Eine Sprecherin der Versicherungskammer erklärte auf Anfrage, dass man noch keine endgültigen Antworten auf die Frage geben könne, ob die Kammer das Gebäude komplett übernehmen möchte oder bereits aktiv nach einem neuen Partner sucht. Man arbeite aber weiterhin an einer konstruktiven Lösung.
Karstadt-Umbau: Bezirk Mitte muss nach Alternativlösungen suchen
Ein Beobachter der Bezirkspolitik merkte an, dass es den Anschein habe, als ob der Bezirk Mitte nun erstmals auch über Alternativpläne nachdenke – also eine Umsetzung des Projekts ohne Signa.
In einem solchen Szenario könnte das Haus möglicherweise auch in öffentlicher Trägerschaft weiterentwickelt werden, was von Seiten des Bezirks bislang aber weder bestätigt noch dementiert wurde.
Ein Ausstieg Signas aus dem Projekt ist durchaus wahrscheinlich
Die kommenden Wochen oder Monate werden Klarheit darüber bringen, wie die weitere Entwicklung des maroden Gebäudes aussehen wird. Ein Ausstieg Signas aus dem Projekt ist dabei durchaus wahrscheinlich, denn das Unternehmen wird womöglich dieses und weitere Bauprojekte – nicht nur in Berlin – abstoßen wollen, um an dringend benötigtes Geld zu kommen.
Da Signa beim Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz nur Teileigentümer ist, ist das Szenario umso wahrscheinlicher. Eine Verzögerung des Vorhabens durch die Signa-Insolvenz ist aber dennoch zu erwarten, so der so.
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Quellen: Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Signa, Der Tagesspiegel, weddingweiser, SPD Berlin, B.Z., Baumschlager Eberle Architekten GmbH
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12. Oktober 2024