Im Norden Berlins entsteht das ambitionierte Vorhaben “Urban Tech Republic” und das Wohnprojekt “Schumacher Quartier”. Der Senat hat nun die infrastrukturelle Anbindung des neuen Quartiers beschlossen. Zwischen Jungfernheide und Kurt-Schumacher-Platz wird eine neue Tramstrecke gebaut. Damit soll auch der Bahnhof Jungfernheide langfristig zu einer bedeutenden Verkehrsdrehscheibe entwickelt werden.
© Visualisierung Titelbild: Tegel Projekt GmbH / ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Tegel in Berlin-Reinickendorf sollen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien (“Berlin TXL – The Urban Tech Republic”) sowie ein neues Wohnviertel (“Schumacher Quartier”) entstehen.
Zudem wird ein etwa 200 Hektar großer Landschaftsraum entstehen. Mit der Entwicklung, Betreuung und Koordination dieses Stadtentwicklungsprojekts hat der Berliner Senat die Tegel Projekt GmbH beauftragt.
“Urban Tech Republic”: Senat plant ÖPNV-Anbindung des Quartiers
Da die Entwicklung des riesigen Areals mit Nachdruck vorangetrieben wird, ist auch die zukünftige, infrastrukturelle Anbindung von großer Bedeutung. An den Straßenverkehr ist das Quartier ideal angebunden, da es über einen direkten Zubringer zur Stadtautobahn verfügt.
Der öffentliche Nahverkehr jedoch fährt das Quartier bislang nur mit dem Bus an. Eine Bahnverbindung zum ehemaligen Flughafen Tegel war vom Berliner Senat zwar jahrzehntelang immer wieder angedacht, letztlich aber nie umgesetzt worden. Spätestens als ab Mitte der 1990er Jahre klar wurde, dass der zukünftige Großflughafen der Region im Südosten der Hauptstadtregion entstehen wird, wurden die Verkehrsplanungen für Tegel auf Eis gelegt.
Berliner Senat verfolgt zwei Bahnprojekte im Nordwesten Berlins
Nun soll diese Lücke jedoch geschlossen werden, und zwar durch zwei Bahnprojekte, die in den kommenden Jahren entwickelt werden sollen. Das ist zum einen das Projekt “Siemensbahn”, welches eine Reaktivierung der 1980 stillgelegten S-Bahnstrecke meint.
Diese “Siemensbahn” genannte S-Bahn-Strecke im nordwestlichen Bereich des Berliner S-Bahn-Rings wurde bereits 1929 in Betrieb genommen und erschloss die Siemensstadt in Spandau auf dem Schienenweg. Die zukünftige Streckenführung sieht vor, dass diese S-Bahnlinie das Quartier über die Stationen an der Jungfernheide und am Wernerwerk besser erreichbar macht. Sie wird jedoch nicht, wie in ursprünglichen Planungen vorgesehen, direkt über das ehemalige Rollfeld verlaufen.
Die Tram soll den ehemaligen Flughafen Tegel an das ÖPNV-Netz anbinden
Diese dringend benötigte Anbindung soll zukünftig aber ein Verkehrsmittel leisten, welches in den betroffenen Quartieren in Reinickendorf, Charlottenburg-Nord und Spandau für viele Jahrzehnte nicht mehr verkehrte: die Straßenbahn.
In seiner gestrigen Sitzung hat der Berliner Senat auf Vorlage von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) die Fortführung der Planungen der Straßenbahnlinie ab Jungfernheide in Richtung Norden über die “Urban Tech Republic” bis zum Kurt-Schumacher-Platz an der Grenze zwischen Reinickendorf und Wedding beschlossen.
Neue Tramstrecke: 7 Kilometer vom Bahnhof Jungfernheide zum Kurt-Schumacher-Platz
Der etwa sieben Kilometer lange Streckenverlauf soll im Süden am U- und S-Bahnhof Jungfernheide beginnen und anschließend in Richtung Norden über den U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz entlang der Bundesautobahn A 100/A 111 verlaufen.
Schreiner äußerte sich zum geplanten Tramprojekt wie folgt: “Die neue Straßenbahn wird einige große städtebauliche Entwicklungsvorhaben auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel anbinden. Da ist zum einen das Schumacher-Quartier mit 5.000 Wohneinheiten. Von dem neuen attraktiven ÖPNV-Angebot werden aber auch die künftigen Nutzer der Urban Tech Republic profitieren – das sind 5.000 Studierende der Berliner Hochschule für Technik, 20.000 Beschäftigte der etwa 800 Unternehmen, die sich dort ansiedeln werden, und auch die vielen Menschen, die in den neuen 5000 Wohnungen wohnen werden.”
Tramstrecke am alten Flughafen Tegel: Elf Haltestellen sind geplant
Vor der Anschlussstelle Saatwinkler Damm wird die Route zum ehemaligen Flughafen Tegel abzweigen und über die General-Ganeval-Brücke zur neuen “Urban Tech Republic” führen.
Auf dem dortigen Gelände ist eine Umfahrung des ehemaligen Hauptterminals geplant, bevor die Strecke schließlich in Richtung Schumacher Quartier verlaufen soll. Die künftige Endhaltestelle ist am U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz geplant. Insgesamt sind nach aktuellem Planungsstand elf Haltestellen vorgesehen.
“Urban Tech Republic”: Die neue Tramstrecke soll 86 Mio. Euro kosten
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf knapp 86 Millionen Euro, wie Schreiner dem RBB mitteilte. Die CDU-Politikerin hofft darauf, dass auf der Strecke auch autonom fahrende Straßenbahnen eingesetzt werden können. Erste Testfahrten auf dem ehemaligen Flughafengelände mit autonom fahrenden Bussen sollen in diesem Jahr durchgeführt werden.
Die Endhaltestelle Kurt-Schumacher-Platz soll nach den Vorstellungen des Senats nicht nur einen zügigen Übergang zur U6 ermöglichen, sondern auch eine attraktive Verbindung in Richtung Friedrichstraße und ins Zentrum von Tegel bieten.
Bahnhof Jungfernheide: Entwicklung zur wichtigen Mobilitätsdrehscheibe
Darüber hinaus soll die geplante Erweiterung des Straßenbahnnetzes den Bahnhof Jungfernheide als bedeutende Mobilitätsdrehscheibe stärken, die durch ihre Anbindung an U-, S- und Regionalbahnen und eben das Tramliniennetz gekennzeichnet sein wird.
Passend dazu wird derzeit an der Verlängerung der Tramlinie M10 von der Moabiter Turmstraße bis zum Bahnhof Jungfernheide gearbeitet. Damit soll, ausgehend vom Hauptbahnhof in Moabit, über die Turmstraße eine direkte Verbindung über den Bahnhof Jungfernheide im Norden Charlottenburgs bis nach Reinickendorf ermöglicht werden.
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Quellen: RBB, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Tegel Projekt GmbH, Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia
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[…] Tramlinie zwischen Jungfernheide und Kurt-Schumacher-Platz kommt […]
“Damit soll, ausgehend vom Hauptbahnhof in Moabit, über die Turmstraße eine direkte Verbindung über den Bahnhof Jungfernheide im Norden Charlottenburgs bis nach Reinickendorf ermöglicht werden.”
Das ist spitze! Eine direkte Achse vom Reinickendorfer Zentrum in die Mitte der Stadt bis zur Warschauer Straße. Das wird zwar alles wieder dauern, aber ich hoffe, dass alle Einwohner Berlins davon letztlich profitieren werden. Gerade als Reinickendorfer fühle ich mich vom ÖPNV manchmal abgehängt vom Rest der Stadt.