Seit rund dreizehn Jahren wird an einem Erweiterungsbau des 2003 eröffneten Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses gearbeitet. Bis heute ist jedoch nicht klar, wann das Projekt abgeschlossen werden kann, da zahlreiche Baupannen ausgebessert werden müssen. Nächstes Ziel ist der Sommer 2024.
© Fotos: Wikimedia Commons / Björn Leffler
Text: Björn Leffler
Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlins Zentrum bildet mit dem Bundeskanzleramt, dem Kanzlerpark und dem Paul-Löbe-Haus das “Band des Bundes”. Damit bezeichnet man eine Anordnung von Gebäuden im Spreebogen in Berlin-Mitte, welche sich durch das in den 1990er und 2000er Jahren entstandene Regierungsviertel zieht und dabei zweimal die Spree überquert.
Den westlichen Abschluss des “Band des Bundes” bilden Kanzlerpark und Kanzleramt, die nach aktuellem Planungsstand bis 2027 baulich erweitert werden sollen, nach Plänen von Architekt Axel Schultes. Die ursprüngliche Idee für das “Band des Bundes” war eine verbindende Geste. In einer doppelten Symbolik sollen Regierungsbauten und Gebäude für die demokratisch gewählten Abgeordneten eine Verbindung und symbolische Brücke zwischen Ost und West schlagen.
1995 wurde mit dem Bau des “Band des Bundes” begonnen
Nach dem Hauptstadtentscheid von 1991 wurde rund vier Jahre später mit dem Bau des Ensembles begonnen. Mit der Eröffnung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses im Jahr 2003 war das Projekt eigentlich abgeschlossen. Der Architekt des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses ist Stephan Braunfels.
Am 9. November 2010 erfolgte der erste Spatenstich für einen Erweiterungsbau mit 44.000 Quadratmeter Nutzfläche, für den ehemalige DDR-Plattenbauwohnungen abgerissen wurden. Der Bau mit dem Projektnamen “Marie-Elisabeth-Lüders-Haus II” (MELH II) sollte die bestehende Struktur, speziell das “Band des Bundes”, fortführen und an dessen östlichem Ende an der Luisenstraße vollenden.
330 neue Abgeordnetenbüros sollen entstehen
Soweit so gut. In dem errichteten aber nicht eröffneten Gebäude, welches bereits seit vielen Jahren durch seinen markanten, kuppelhaften Rundturm auffällt, sollen nach Abschluss der Bauarbeiten unter anderem 330 neue Abgeordnetenbüros, Besprechungsräume und eine Kantine Platz finden.
Architekt ist – wie bereits beim 2003 fertiggestellten Ursprungsbau – Stephan Braunfels. Nachdem der erste Teil des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses innerhalb von fünf Jahren fertiggestellt war, sollte auch der Erweiterungsbau in weniger als vier Jahren stehen.
2012 wurden grobe Baufehler entdeckt – es blieben nicht die einzigen
2012 wurden dann jedoch grobe Baufehler entdeckt, die nach einer ersten Einschätzung bis 2015 behoben werden sollten. Wegen weiterer Baumängel, diesmal an der Bodenplatte, wurde die Eröffnung wenig später wiederum verschoben, auf das Jahr 2017.
Zwischenzeitlich machte sogar das Gerücht die Runde, der Bau müsse komplett abgerissen und neu gebaut werden. Die Projektplaner versuchten währenddessen weiterhin, die bestehenden Schäden zu beseitigen und den Bau fertigzustellen. Mehrere neue Eröffnungstermine wurden genannt, keiner von ihnen konnte eingehalten werden – bis heute.
Nächster Eröffnungstermin: Sommer 2024
Wegen der Covid-19-Pandemie wurden die Bauarbeiten ab März 2020 zusätzlich verlangsamt. Mit einer Eröffnung wird bestenfalls 2024 gerechnet, wenn die bauliche Fertigstellung nun wie geplant im Sommer 2023 erfolgen kann. Längst wird das Gebäude unter den Parlamentariern als “BER des Parlamentsviertels” bezeichnet, und natürlich hatten die baulichen Nachbesserungen auch Auswirkungen auf die Kosten des Projekts.
Ursprünglich sollte der Erweiterungsbau rund 190 Millionen Euro kosten, mittlerweile wird von einem Projektvolumen von knapp 340 Millionen Euro ausgegangen – Stand heute. Bleibt nur zu hoffen, dass der neuerliche Termin dieses Mal gehalten werden kann und die noch immer bestehenden Hürden – Abnahme der Gebäudetechnik, Einbau neuer Blockheizkraftwerke – bis dahin genommen werden konnten.
Direkt nebenan sind 400 neue Büros in Holzbauweise entstanden
Während der Bau zur Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses bald ins vierzehnte Jahr geht, hatte sich der Platzmangel im Bundestag nicht automatisch von selbst gelöst. Direkt neben dem Gebäude entstanden in den vergangenen Jahren in modularer Holzbauweise 400 Büros, die – ohne Bauverzögerungen – im Januar 2022 fertiggestellt wurden, nach wenigen Jahren Bauzeit.
Ein architektonischer Leckerbissen sind diese Modularbauten sicherlich nicht, aber sie erfüllen erstmal ihren Zweck. Das kann man vom Erweiterungsbau am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in zwei Jahren hoffentlich auch endlich behaupten. Denn auch der BER wurde irgendwann ja doch noch fertig. Wir denken also positiv.
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Quellen: NDR, Wikipedia, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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