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Jede Zeit baut ihre Stadt.

Die Geschichte der Friedrichstraße, Teil 11: Devisen-Hotels in Ost-Berlin

Im Rahmen einer mehrteiligen Reihe schauen wir auf die bewegte Geschichte der Berliner Friedrichstraße. Im elften Teil konzentrieren wir uns auf die städtebaulichen Konzepte, die in Ost-Berlin umgesetzt wurden. Wirkliche Großprojekte wurden erst ab Mitte der 1980er Jahre realisiert. Dabei wurden mehrere Hotelbauten errichtet, die vorrangig das Ziel hatten, Devisen-Einnahmen internationaler Gäste abzuschöpfen. Einige Projekte der DDR-Regierung blieben unvollendet, da der Mauerfall ab 1989 vollkommen neue Vorzeichen schuf.

Nach dem Mauerfall wurden die Quartiere 205, 206 und 207 neu gebaut. Zuvor war das unvollendete, noch in der DDR begonnene Großprojekt “Friedrichstadt Passagen” wieder abgerissen worden. / © Foto: Wikimedia Commons

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons
Text: Wolfgang Leffler

DIE GESCHICHTE DER FRIEDRICHSTRASSE

Teil 11 – Devisen-Hotels in Ost-Berlin

Zu den ersten 10 Teilen Der Reihe gelangt Ihr hier

 

Wie kann die große Tradition der Friedrichstraße bewahrt und fortgeführt werden? Diese Frage galt es nun nach dem Fall der Mauer im Rahmen eines Gesamtkonzepts für die künftige Rolle Berlins als deutsche Kulturhauptstadt zu beantworten.

Die Grundsatzfrage dazu wurde eigentlich mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages im Juni 1991 getroffen, den Sitz der Bundesregierung infolge der Wiedervereinigung von Bonn nach Berlin zu verlegen. Damit war die Diskussion der Hauptstadtfrage, die bereits 1948/49 der damalige Bundestag mit der Bestätigung des Status Berlins als deutsche Hauptstadt festgelegt hatte, beendet.

Bundestagsdebatte Juni 1991: Berlin sollte wieder Hauptstadt werden

Mit der Wiedervereinigung wurden zwei Stadtteile zusammengefügt, die von Ihren jeweiligen Regierungen mit überaus großzügigen Subventionen und Unterstützungsleistungen zum Schaufenster des ‚real existierenden Sozialismus‘ und des ‚freien Westens‘ hochgepäppelt worden waren.

Aber um beantworten zu können, wie die komplexe Aufgabe einer Neuerfindung und homogenen städtebaulichen Planung für die Friedrichstraße aussehen sollte, müssen wir den Blick nochmals zurück in die Zeit unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs richten.

1946: Zwei Ausstellungen zur Neugestaltung Berlins

Das Stadtzentrum der einstigen Reichshauptstadt war größtenteils zerstört und die Friedrichstraße war die längste Ruinenstraße Berlins. Im Spätsommer 1946 fanden zwei Ausstellungen zur Neugestaltung Berlins statt, und zwar parallel.

Zum einen eine Ausstellung im alten – vier Jahre später gesprengten – Stadtschloss zum Thema ‚Berlin plant‘ und zum anderen, unweit des Stadtschlosses, im Haus der Schweiz an der Ecke Unter den Linden / Friedrichstraße zum Thema ‚Berlin im Aufbau‘.

Verkehrsprobleme standen im Fokus der damaligen Stadtplaner

Für die Stadtplaner stand die Neuordnung der weitgehend zerstörten städtischen Flächen im Fokus und dabei vor allem das Kreieren von Lösungen für die zu erwartenden Verkehrsprobleme.

Und auch die Friedrichstraße hatten die Stadtplaner naturgemäß auf der Liste der Straßenzüge gesetzt, die planerisch verändert werden sollten, denn nach wie vor erachtete man die Friedrichstraße in ihrer Rolle als zentrale Nord-Süd-Achse als viel zu schmal.

Politische Spaltung als Hindernis einer homogenen Städteplanung

 Aufgrund der zunehmenden politischen Spaltung Berlins und der Gründung zweier deutscher Staaten im Jahr 1949 verkomplizierten sich die Bedingungen für eine städtebauliche Planung der Stadt.

Der Ost-Berliner Magistrat veröffentlichte im August 1950 seinen Aufbauplan des Neuen Berlin. Für die Friedrichstraße war vorgesehen, sie als ‚bedeutende Nord-Süd-Verbindung als Ladenstraße zu erhalten und abschnittsweise zu verbreitern‘. Auf der großen Freifläche vor dem Bahnhof Friedrichstraße sollten als ‚Abschluss des Bahnhofs-Vorplatzes‘ ein großer Hotelkomplex sowie weitere öffentliche Bauten entstehen.

Friedrichstraße: Geplante Verbreiterung nach dem Krieg blieb überwiegend aus

Die Verbreiterung hat abgesehen von wenigen Fluchtlinienkorrekturen nicht stattgefunden, jedoch kann man den Stadtplanern im Osten Berlins den Willen zur Verbreiterung schon zugestehen.

So wurde mit dem Abriss der ‚Kaisergalerie‘ im Jahr 1955 zumindest die zwischen Lindenboulevard und Behrenstrasse bestandene Verschmälerung beseitigt.

Die Entwicklung der Ost-Berliner Friedrichstraße

 Die Ausgangslage in der Friedrichstraße war allerdings auch, dass der Bestand an noch nutzbaren Gebäuden auf der West-Berliner Seite der Friedrichstraße weitaus höher war als auf der östlichen. Die Obrigkeiten im Osten hatten die Friedrichstraße lange Zeit als eine Grenzlinie betrachtet, wo Investitionen aufgrund der Nähe zur Mauer und zum Westen als unnötig erachtet wurden.

Die „klassische“, historische Friedrichstraße befand sich vorwiegend auf Ost-Berliner Territorium, also das Teilstück zwischen Zimmerstraße und dem Lindenboulevard. Hier endete daher auch der Ausbau an der Leipziger Straße.

Die Eckbauten der nördlichen Friedrichstraße waren zerbombt worden

In Richtung nördlicher Friedrichstraße waren die einst so spektakulären Eckbauten weggebombt. Die beiden Eckhäuser nach Süden standen noch, aber dahinter, ab der Krausenstraße, öffnete sich der Kahlschlag von Grenzkontrollanlagen mit dem Übergang in den amerikanischen Sektor.

Wenn man von der Leipziger Straße in Richtung Boulevard Unter den Linden ging, dann waren abwechselnd links oder rechts der Straße ganze Blöcke nur noch Brachflächen, aus denen einzelne Gebäude oder Gebäudereste herausragten.

1958/59: Neue Planungen zur Bebauung des Zentrums von Ost-Berlin

Die Ost-Berliner Planer traten im Rahmen eines Ideenwettbewerbs 1958/1959 mit einer neuen Variante zur Bebauung des Berliner Zentrums an die Öffentlichkeit. Bei diesem ‚Hauptstadtwettbewerb‘‘ hielten sich die Planer und Architekten tatsächlich an das zu Ost-Berlin gehörige Zentrumsgebiet mit den symbolhaften Bereichen in Berlins Mitte.

Und so planten die West-Berliner Architekten zwar auch in den Osten hinein, konnten aber nichts umgestalten, bedingt durch den Mauerbau, so dass sich danach jede Seite nur noch über ihren Teil der Friedrichstraße Gedanken machte.

Unter den Linden: Neue Gebäude entstanden in den 1960er Jahren

Gebaut wurde im Zentrum Berlins in den sechziger Jahren trotzdem auf dem Boulevard Unter den Linden, wo kriegsbedingte Baulücken durch Neubauten geschlossen wurden. So kamen an der Kreuzung zur Friedrichstraße drei große Komplexe zur Bauausführung.

An der Stelle, wo früher das ‚Kranzler-Eck‘ gestanden hatte, errichtete man ein 187 Meter langes Appartementhaus, dass sich bis hin zur Glinkastraße erstreckte.

Die eigentliche Verbreiterung der Friedrichstraße auf 60 Meter erfolgte dann doch noch in Verlängerung der Bauflucht des NDPD-Towers an der Ecke Mohrenstraße. Im Zuge des Neubaus wurden die zwei weiteren Gebäude so weit zurückgesetzt, dass die Architekten den Fußgängerboulevard teilweise so anlegen konnten, wie er ursprünglich projektiert worden war.

Neue Bauprojekte: „Hotel Unter den Linden“ und „Lindencorso“

So entstand auf der Nordseite das ‚Hotel Unter den Linden‘ und auf der Südseite das ‚Lindencorso‘, ein Gastronomiekomplex mit Büroflächen, welcher auch von der Bauakademie genutzt wurde.

Danach passierte zehn Jahre lang so gut wie nichts mehr in der Ost-Berliner Friedrichstraße, ausgenommen davon sind zwei Bauten, die in den siebziger Jahren realisiert wurden.

Ost-Berliner Friedrichstraße: Bis 1977 entstand das „Hotel Metropol“

Das schwedische Bauunternehmen SIAB errichtete 1977 einen 68 Meter hohen Hotelkomplex zwischen Mittel-, Friedrich – und Dorotheenstraße mit 400 Zimmern und Apartements, das ‚Hotel Metropol‘, das zur Interhotel-Gruppe gehörte und heute, nach einigen Umbauten und Eigentümerwechseln, das ‚Hotel Maritim pro Arte‘ heißt.

Auf der anderen Seite der Friedrichstraße, wo einst der Aschinger-Altbau stand und dem Neubau weichen musste, entstand ein von der Straßenflucht zurück gesetztes Hochhaus – das Internationale Handelszentrum IHZ. Der Bau mit 25 Geschossen diente als Bürohochhaus für diverse ausländische Handelsvertretungen des „kapitalistischen Auslands“, welche dort ihre Verhandlungen mit DDR-Behörden, Generaldirektionen und Industrieunternehmen führten.

Hochhaus-Projekt: Internationales Handelszentrum wurde gebaut

Markanterweise wurden die beiden oberen Stockwerke von der Staatssicherheit genutzt, um den Verlauf der Verhandlungen zu Geschäftsabschlüssen permanent zu überwachen; eine geschickt platzierte Informationsquelle mit einer zügellosen Kontrollfunktion gegenüber den jeweiligen DDR-Verhandlungsführern und ihren Gesprächspartnern.

Erst in den letzten Jahren vor dem Mauerfall begann man seitens der ostdeutschen Regierung, den Wiederaufbau der Friedrichstraße als ‚Staatsziel‘ auszugeben. Im Februar 1984 ließ Regierungschef Erich Honecker verlauten, dass die ‚Friedrichstraße die attraktivste Geschäftsstraße der Hauptstadt werden soll‘.

Honecker im Jahr 1984: Friedrichstraße soll attraktive Geschäftsstraße werden

Damit einher ging der Beginn einer geradezu exzessiven Bauphase, in deren Zuge einige große Vorhaben umgesetzt wurden; es blieben aber auch Bauvorhaben unvollendet und wurden im Rahmen der Neustrukturierung der Friedrichstraße nach dem Mauerfall abgerissen.

Hinter diesen durchaus anspruchsvollen Projekten verbarg sich aber auch die ungeschminkte Wahrheit, dass die DDR dringend West-Devisen benötigte, um den maroden Staat weiter über Wasser zu halten und um konkurrenzfähig dem Westen gegenüber zu bleiben.

1980er Jahre: Neubauprojekte, um West-Devisen abzuschöpfen

Denn die Bauvorhaben, die Mitte der achtziger Jahre angegangen wurden, waren – von wenigen Ausnahmen abgesehen – Vorhaben, die einzig und allein dem Zweck dienten, die ‚harte Währung‘ aus dem kapitalistischen Ausland einzutreiben.

Einige ausgewählte Projekte – von insgesamt elf – waren unter anderem das ‚Haus der Unterhaltung‘ in der Leipziger Straße, Ecke Charlottenstraße, wo heute das Hotel ‚Gendarmenmarkt Berlin‘ steht.

„Haus der Unterhaltung“ nach Vorbild des „Haus Vaterland“

Das ‚Haus der Unterhaltung‘ wurde als erstes und eigenständiges Spielcasino in Ost-Berlin gebaut und sollte nach dem Vorbild des im zweiten Weltkrieg stark zerstörten und in den siebziger Jahren am Potsdamer Platz abgerissenen ‚Haus Vaterland‘ als Vergnügungsetablissement vornehmlich Gäste aus dem westlichen Ausland anziehen.

Das Ansinnen der DDR-Oberen lag mit diesem Vorhaben klar auf der Hand, denn in unmittelbarer Nähe dieses ‚Hauses der Unterhaltung‘ lag das 1988 eingeweihte ‚DOM-Hotel‘, das heutige Hilton. Das Hotel wurde an der Mohrenstraße errichtet, direkt gegenüber dem Deutschen Dom am Gendarmenmarkt.

Ende der 1980er Jahre: Mehrere Hotelprojekte wurden realisiert

Etwas weiter nördlich befand sich das 1987 eingeweihte ‚Grand Hotel‘ an der Friedrichstraße, Ecke Unter den  Linden. Und einen Steinwurf weiter nördlich lag das zuvor bereits erwähnte ‚Hotel Metropol‘, das heutige ‚Hotel Maritim pro Arte‘.

Alle aufgeführten Projekte waren Bauvorhaben der Interhotel-Gruppe, die den Besuchern des westlichen Auslands vorbehalten waren und an denen sich die DDR-Bürger von außen nur die „Nasen plattdrücken“ durften.

„Devisenbringer“: Hotels nur für ausländische Gäste

Diese neuen Hotels sollten allesamt die ‚Devisenbringer‘ schlechthin sein und so lagen die Gründe für die Investition in das ‚Haus der Unterhaltung‘ klar auf der Hand, um weitere West-Devisen einzuspielen. Allerdings konnte das Haus die anfangs formulierten Ansprüche und gehegten Erwartungen nicht erfüllen, so dass es 1996, sieben Jahre nach dem Mauerfall, abgerissen wurde.

Das bereits erwähnte ‚Grand Hotel‘ wurde im August 1987 eröffnet, es avancierte schnell zum  Spitzenhotel der DDR schlechthin. Projektiert und errichtet wurde es von der japanischen KAJIMA – Corporation mit Sitz in Tokio.

Grand Hotel: Reminiszenz an die im Krieg zerstörte Kaisergalerie

Das Hotel mit seiner langestreckten Front zur Behrenstraße hin und einer Abschrägung zur Friedrichstraße könnte man als eine Art Reminiszenz an die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kaisergalerie interpretieren, die an dieser Ecke gestanden hatte.

Sowohl die von der Hotelfront abgesetzten ‚Passage-Achsen‘ als auch das große Portal an der Ecke Behrenstrasse wurden dem Vorbild der Kaisergalerie nachempfunden. Die ehemalige Kaisergalerie gehörte auch Jahrzehnte nach ihrer Zerstörung zu den Gebäuden im Berliner Stadtbild, an die man sich offenbar gern zurückerinnerte.

Grand Hotel: Bis heute bei internationalen Gästen sehr beliebt

So war es quasi folgerichtig, dass bei der Planung des ‚Grand Hotels‘ der diagonal ausgerichtete Durchgang der Passage, der hinter dem großen Portal bis zum Ausgang Unter den Linden verlief, mittels der im Hotel installierten großen Treppenanlage aufgenommen wurde, was dem inneren Hotelambiente noch heute eine große Freizügigkeit verleiht.

Kritiker stempeln das ‚Grand Hotel‘ als ‚finsteren und postmodernen Großtafelbau mit internen Geschmacklosigkeiten‘ ab, doch das Haus ist bis heute konkurrenzfähig und erfreut sich vor allem bei internationalen Gästen großer Beliebtheit.

Unvollendeter Prestigebau: Die „Friedrichstadtpassagen“

Ein weiterer Prestigebau sollten die ‚Friedrichstadtpassagen‘ werden, ein unvollendeter Neubaukomplex, der als Warenhaus konzipiert war und von der Französischen Straße bis zur Mohrenstraße reichte.

Die Vorgaben Honeckers, die Friedrichstraße zu einer attraktiven Einkaufsstraße zu machen, beruhten hauptsächlich auf diesem Projekt, welches man zwischenzeitlich auch ‚Friedrichstadt-Arkaden‘ nannte.

Ost-Berliner Volksmund zum Neubau: „Kasachstaner Bahnhof“

Im Ost-Berliner Volksmund hieß das Bauwerk – nach dem Moskauer Bau im vorrevolutionären volkstümlichen Stil ­– ‚Kasachstaner Bahnhof‘, denn den Entwürfen nach wurde an keinem Ornamentkitsch gespart, der sich dem System der dekorierten Platten abgewinnen ließ.

Aber noch bevor dieses gewaltige Schlüsselprojekt mit einem durchgehenden Riegel in Plattenbauweise und überbauten Straßenfluchten ans Ziel gebracht werden konnte, stürzte der  Staat, und somit platzte auch der Traum vom ‚KaDeO‘, wie es in gewissen Kreisen genannt wurde, wie eine Seifenblase.

Ost-Berlins „KaDeO“: Abriss der Fundamente nach 1989

Die bereits fertig gestellten Fundamente wurden von den neuen Besitzern mit einem geschätzten Investitionsaufwand von 25 Millionen D-Mark wieder entfernt.

Es war sicher von Vorteil, den Arkadenkomplex im Rahmen des neu ausgelobten Bieterverfahrens nicht insgesamt, sondern blockweise an die jeweilige Investorengruppe zu veräußern, denn das versprach für die architektonische Gestaltung mit den unterschiedlichen Architekturen von Nouvel, Pei/Cobb und Freed/Ungers immerhin internationales Flair für die „neue“ Friedrichstraße.

Neuer Glanz? Bau der Quartiere 205, 206 und 207

Nach Fertigstellung des neuen Arkadenkomplexes mit den drei Quartieren 205,206 und 207 zog durchaus ein neuer, architektonischer Glanz aus Glas und Stahl in die Friedrichstraße ein – zumindest an dieser Stelle.

Bei der Aufzählung der von der DDR-Regierung beauftragten Großprojekte in der Friedrichstraße darf natürlich der neue Friedrichstadt-Palast nicht fehlen. Der alte Friedrichstadt-Palast wurde auf Beschluss des Berliner Magistrats aufgrund von massiven Baumängeln, wie Absenkungen und Rissen, 1985 abgerissen, allerdings ein Jahr später nach Inbetriebnahme der neuen Spielstätte am 27. April 1984 an der Friedrichstraße 107.

Friedrichstadt-Palast: Modernstes Revue-Theater Europas

Dieses neue Revuetheater setzte von Anfang höhere Maßstäbe und war nach Eröffnung das modernste seiner Art in Europa, wenn nicht sogar weltweit. Allein die Größe der Bühne mit einer kreisrunden Vorbühne, die als Wasserbecken, Eisfläche, Zirkusarena oder gläserne Tanzfläche genutzt werden konnte, war von den technischen Möglichkeiten zum damaligen Zeitpunkt unübertroffen. Das betraf auch die leistungsstarke und moderne Lichttechnik, sowie drei Flugwerke für spezielle Showeffekte.

Als letztes Großprojekt in der Friedrichstraße sei das Haus der ‚Sowjetischen Kultur und Wissenschaften‘ genannt, dass nach einem Entwurf des Architekten Karl-Ernst Swora in den Jahren 1981 bis 1984 errichtet wurde.

1981-1984: „Haus der Sowjetischen Kultur und Wissenschaften“ entsteht

Es diente als Präsentationsort der sowjetischen Volkswirtschaft, im Grunde also eine Exportmusterschau, die mit russischer Küche aufwartete sowie Buch- und Presseläden, eine Bibliothek mit über 50.000 Büchern, einen Kinosaal mit 200 Plätzen, zwei Konzertsäle und vier Ausstellungsräume beinhaltete. Heute gehört das Gebäude dem russischen Staat und nennt sich ‚Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur‘.

Immerhin muss man den Projektverantwortlichen im Osten Berlins beim Ausbau der Friedrichstraße in den achtziger Jahren zugute halten, dass die Rückbesinnung auf die historischen Vorbilder eine große Rolle in ihren Planungen spielte, speziell bei Gebäuden, die noch im kollektiven Gedächtnis verhaftet waren.

Die Rückbesinnung der DDR auf die Friedrichstraße kam zu spät

Erst in den letzten Jahren der DDR wurde der Wiederaufbau der Friedrichstraße zum Staatsziel erklärt. Doch es war zu spät, um noch zu retten, was aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs des Systems nicht mehr zu retten war.

Die geplanten Devisen-Einnahmen durch die aufwendigen Neubauten in der Friedrichstraße sollten dabei helfen, den Niedergang des ostdeutschen Sozialismus zu verhindern, aber die politische Entwicklung und der Fall der Mauer kam dem zuvor.

 

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Artikelreihe: Berlins historisches Zentrum, Teil 1: Gründung

Serie – Berlins Luftschlösser, Teil 2: Der Neubau der Gedächtniskirche

Serie: Berlins Bauwerke der Moderne, Teil 3 – Der Pariser Platz

Vergessene Baukunst: Die Geschichte jüdischer Architekten in Berlin

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