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Projekt “Pionier”: So soll sozialer Wohnungsbau in Berlin gelingen

Mit dem Projekt “Pionier” möchte das Berliner Architekturbüro “zanderroth” den so dringend benötigten sozialen Wohnungsbau in Berlin anstoßen. Im Rahmen einer Architekturausstellung zeigt das Büro innovative Wege auf, um in Berlin effektiv und zeitnah bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

So stellt sich das Büro “zanderroth” die Realisierung von sozialem Wohnungsbau in Berlin vor. Im Rahmen einer Ausstellung wird nun das Projekt “Pionier” vorgestellt. / © Visualisierungen & Fotos: zanderroth

© Visualisierungen & Fotos: zanderroth
Text: Björn Leffler

 

Seit 1987 ist der Bestand von Sozialwohnungen bundesweit von vier Millionen auf eine Million, in Berlin von 340.000 auf 100.000 gesunken. Über 70 Prozent der zwischen 1950 und 1990 realisierten Sozialwohnungen stehen somit nicht mehr als solche zur Verfügung.

Gleichzeitig ist Berlins Bevölkerung von 1990 bis 2022 um insgesamt 417.000 Menschen gewachsen. Berlin erlebt aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren ein anhaltendes Bevölkerungswachstum und ist nicht mehr weit von der oft zitierten Vier-Millionen-Grenze entfernt.

In Berlin leben mittlerweile 3,85 Mio. Menschen – Tendenz steigend

Eine Zahl von mehr als vier Millionen Berlinerinnen und Berlinern lebte zuletzt Ende 1944 in der Stadt, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach der Corona-Pandemie im Jahr 2020 und einem relativ geringen Zuwachs von nur etwa 13.400 Menschen hat Berlin im Jahr 2022 wieder ein enormes Wachstum von über 75.000 Menschen erlebt. Ende 2022 gaben 3,85 Millionen Menschen Berlin als ihren Hauptwohnsitz an.

Durch die verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien und den anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist es gut möglich, dass auch das Jahr 2023 ein weiteres Jahr wird, in dem Berlin eine große Zahl an Flüchtlingen aufnehmen muss.

Berlin muss dringend neuen und bezahlbaren Wohnraum schaffen

Keine leichte Aufgabe vor dem Hintergrund eines eh schon stark angespannten Wohnungsmarktes. Bauprojekte für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften gibt es in Berlin zwar mehrere (so etwa in CharlottenburgSpandau oder Pankow), die hohen Zahlen an Geflüchteten werden diese Projekte aber aller Voraussicht nach nicht abdecken können.

Darüber hinaus fehlen aber vor allem bezahlbare, vom Land Berlin finanzierte Wohnungen, um die enorm angespannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt effizient bekämpfen zu können. Das in Berlin ansässige Büro zanderroth wagt nun mit dem Projekt “Pionier” einen Vorstoß, um den Bau von sozialen Wohnungen anzukurbeln.

Projekt “Pionier”: Vorstoß, um sozialen Wohnungsbau anzukurbeln

Denn der Bau neuer Wohnungen hält aus Sicht des Berliner Architektenteams mit dem rasanten Bevölkerungszuwachs nicht Schritt und hat zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen Gutverdienenden und Einkommensschwächeren geführt. Eine Sichtweise, die wohl eine Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner unterschreiben würde.

Die Wohnungsnot trifft mittlerweile nicht nur Geringverdienende, sondern auch die so genannte Mittelschicht. Obwohl der drastische Verlust von bezahlbarem Wohnraum innerhalb von 30
Jahren das wichtigste sozialpolitische Thema in Deutschland ist, bleiben immobilienwirtschaftliche Lösungsansätze
bislang überwiegend unbeachtet.

“zanderroth Architekten” wollen Ideen für sozialen Wohnungsbau aufzeigen

Genau hier setzt eine Ausstellung an, welche das Büro ab dem 26. Mai in der Architektur Galerie Berlin in der Karl-Marx-Allee 96 präsentiert. Mit Diagrammen und Faktentabellen wollen zanderroth das Ausmaß
der Wohnungsnot sichtbar machen und gleichzeitig ein mögliches Potential für deren Lösung aufzeigen.

Durch gemischt genutzte Immobilien auf landeseigenen Flächen könnte Berlin die Wohnungsnot demnach spürbar reduzieren. Das dafür entwickelte Projekt „Pionier“ weist auf zehn beispielhaften Grundstücken detailliert nach, wie bezahlbare Wohnungen einschließlich der dafür notwendigen Infrastruktur realisiert werden können.

Projekt “Pionier”: Wirksames Werkzeug gegen den Wohnungsmangel?

Die Ausstellung und das dazugehörige Projekt „Pionier“ soll somit nicht nur als ein Architekturprojekt verstanden werden, sondern als wirksames Werkzeug zur Reduzierung des Wohnungsmangels. Wie die Gebäude aussehen könnten, die auf den landeseigenen Grundstücken entstehen sollen, hat das Büro von der Agentur Bloomimages visualisieren lassen. Die Bilder werden in der Ausstellung zu sehen sein.

Das 1999 gegründete Architekturbüro zanderroth steht nach eigener Aussage für anspruchsvollen, modernen und kostengünstigen Wohnungsbau, aber auch für effektive Baugruppenkonzepte. Das Büro konnte in Berlin bereits zahlreiche Projekte entwickeln und realisieren.

“Zanderroth” hat in Berlin bereits mehrere Bauprojekte umgesetzt

Eines davon wurde im Bezirk Pankow beispielsweise im Jahr 2020 abgeschlossen. Hierbei handelt es sich um die Wohnanlage “th62”, dessen Name sich von der Adresse des Quartiers in der Thulestraße ableitet. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Unternehmen SmartHoming entwickelt.

Ein weiteres Bauprojekt wird in der Magazinstraße in Berlin-Mitte realisiert, allerdings handelt es sich in diesem Fall nicht um den Bau von Sozialwohnungen. Beim Projekt mit dem Namen “Magazin17” entstehen insgesamt 12 neue Eigentumswohnungen. Das Wohngebäude ist als Mehrfamilienhaus in Leichtbetonbauweise konzipiert.

Die Ausstellung in der Architektur Galerie Berlin kann vom 26. Mai bis zum 8. Juli besucht werden, in der Karl-Marx-Allee 96.

 

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Quellen: Architektur Galerie Berlin, zanderroth

 

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