In den vergangenen Jahren hat die Zahl der in Berlin geplanten oder bereits umgesetzten Hochhausprojekte deutlich zugenommen. Ein städtebaulicher Trend, der sich aufgrund des immer knapper werdenden Baugrunds fortsetzen wird.
© Visualisierung Titelbild: Kurth Real Estate / Holzer Kobler Architekturen, mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten
Text: Björn Leffler
Eine Übersicht von Hochhausprojekten in Berlin findet Ihr hier
Erst vor kurzem betonte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel, dass Berlin zukünftig “höher und dichter” bauen müsse, um die gesteckten Ziele beim Wohnungsbau aber auch bei Gewerbeprojekten erreichen zu wollen. Dass Geisel das durchaus ernst meint zeigt sich aktuell beim geplanten Hochhausprojekt des US-Unternehmens Hines, welches nun scheinbar doch die gewünschte Gebäudehöhe von 150 Metern realisieren darf.
Das könnte man als symbolisches Zeichen dafür sehen, dass in Berlin das Thema Hochhausbau in den kommenden Jahren zum Trend werden könnte, allerdings kommt es dafür eigentlich schon zu spät. Denn die Zunahme an Hochhausprojekten ist längst offensichtlich geworden.
Nicht nur am Alexanderplatz geht es hoch hinaus
Dabei geht es nicht nur um die bekannten und vieldiskutierten Hochhauspläne am Alexanderplatz, die derzeit schon in weiten Teilen umgesetzt werden. Auch in anderen Arealen der Stadt wird längst in die Höhe geplant oder gebaut, was die zukünftige Skyline der oft auf ihre Traufhöhe so fixierten Hauptstadt verändern wird.
So soll in den kommenden Jahren auch im westlichen Zentrum Berlins, unweit des Bahnhofs Zoologischer Garten, ein neues Hochhausquartier entwickelt werden, auch wenn die Dimensionen der geplanten Gebäude nicht ganz an die Vorbilder am Alexanderplatz heranreichen.
176 Meter: In Neukölln entsteht Deutschlands höchstes Hotelgebäude
Deutlich höher als am Alexanderplatz wird allerdings in Neukölln geplant. Hier plant die Estrel-Gruppe das höchste Hotelgebäude Deutschlands, welches insgesamt 176 Meter hoch werden soll. Nicht nur für den Bezirk Neukölln ein echtes Leuchtturmprojekt.
Ein vergleichbares Projekt wächst bereits an der Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain in die Höhe. Hier entwickelt das Unternehmen EDGE Technologies ein Hochhaus, welches nach seiner Fertigstellung 140 Meter hoch sein wird und den Stadtraum zwischen East Side Gallery, Oberbaumbrücke und Revaler Straße vollkommen neu definieren wird.
RAW-Gelände in Friedrichshain: Neues Quartier mit 100-Meter-Hochhaus
Aber auch bei der Planung ganzer Wohn- und Gewerbekomplexe wird vermehrt auf den Bau eines oder mehrerer Hochhäuser in den neuen Quartieren gesetzt, so auch beim nahegelegenen RAW-Gelände in Friedrichshain, das in den kommenden Jahren neu entwickelt werden soll, inklusive eines 100 Meter hohen Bürogebäudes.
Vergleichbare Projekte finden sich im gesamten Stadtgebiet. So wird etwa das neue ULAP-Quartier am Hauptbahnhof über drei neue Hochhäuser verfügen, auch beim Projekt “Urbane Mitte” am Gleisdreieckpark zwischen Schöneberg und Kreuzberg sind mehrere Hochhäuser geplant. In die Höhe wird auch beim Wohnprojekt an der Gehrenseestraße in Hohenschönhausen oder beim Umbau des Hauses der Statistik unweit des Alexanderplatzes geplant.
Bestehende Hochhäuser werden umgebaut und modernisiert
Während vor allem der Bau von neuen Hochhäusern stark im Trend liegt, gehört auch der Umbau bereits bestehender Hochhäuser längst zum städtebaulichen Standard. So sollen beim – allerdings stark in Verzug geratenen – Projekt “Überlin” im ehemaligen “Steglitzer Kreisel” an der Schloßstraße hochwertige Eigentumswohnungen errichtet werden. Wann das laufende Projekt fertiggestellt werden kann, ist derzeit aber offen.
Auch am Landwehrkanal in Kreuzberg wird ein bereits bestehendes Hochhaus in ein neu konzipiertes Wohn- und Gewerbeprojekt integriert. Im Rahmen des Bauvorhabens “Die Macherei” wird das zwischen 1965 und 1971 errichtete Postbank-Gebäude saniert und durch mehrere, flachere Neubauten ergänzt.
Auch in der “Europacity” am Hauptbahnhof entstehen mehrere neue Hochhäuser
Ähnlich wird es beim ambitionierten Projekt “FÜRST” am Kurfürstendamm oder beim umstrittenen Umbau des historischen Gasometers auf dem Gelände des EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg umgesetzt. Hier soll ein neues Bürogebäude ins Innere des bestehenden, denkmalgeschützten Stahlskeletts gebaut werden. Neuer Mieter soll hier die Deutsche Bahn werden.
Auch die neu entstehende “Europacity” am Hauptbahnhof kann prominente Hochhausprojekte vorweisen. Während das “KPMG-Tower” genannte Projekt im Süden des Quartiers fast schon fertiggestellt ist (84 Meter hoch), wird seit September 2021 am Projekt “Upbeat Berlin” gearbeitet, bei dem am Nordhafen, zwischen Moabit und Wedding, ein 85 Meter hohes Bürogebäude entsteht.
Holzbau: Auch nachhaltige Projekte werden hoch geplant
Auch nachhaltige Projekte werden zunehmend hoch gebaut. So entwickelt das Unternehmen UTB unweit des Anhalter Bahnhofs in Kreuzberg Deutschlands höchstes Holzbauprojekt, bei dem ein 98 Meter hohes Wohngebäude entstehen soll. Auch am Friedrichshainer Holzmarkt soll es in den kommenden Jahren nach oben gehen. Hier ist ein immerhin 60 Meter hohes Gebäude geplant, ebenfalls in Holzbauweise.
Ein Quartier, welches die Skyline Berlins vor allem im Osten zukünftig dominieren wird, ist das Mercedes-Benz-Quartier zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße. Hier sind bereits mehrere Hochhausprojekte umgesetzt worden, wie etwa der “Spreeturm” am Postbahnhof oder das “Stream Berlin” an der Mercedes-Benz-Arena. Bei beiden Projekten handelt es sich um reine Bürogebäude.
Hochhausprojekte dominieren das neue Mercedes-Benz-Quartier
Wohnungen entstehen auf dem Gelände aber auch, aktuell vor allem beim Projekt “Upside Berlin“, bei dem zwei Zwillingstürme mit einer Höhe von 95 und 86 Metern entstehen. Aber damit nicht genug. Weitere Hochhäuser sollen am Spreeufer in Treptow, am Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf oder an der Urania in Tiergarten entstehen.
Um den Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen auch in den kommenden Jahren decken zu können, werden Berlins Stadtplanerinnen und Stadtplaner schlicht und ergreifend gezwungen sein, mehr und mehr Projekte in die Höhe zu planen und über bestehende Traufhöhen-Vorgaben intensiver nachzudenken.
Neue Hochhäuser sollten kreativ und nachhaltig gestaltet werden
Dass eine solche Entwicklung städtebaulich auch eine Chance für Berlin sein kann, zeigen schon heute einige der geplanten oder bereits umgesetzten Bauprojekte. Negativ-Beispiele gibt es gleichermaßen natürlich auch. Die gibt es allerdings ebenfalls bei niedriger geplanten Projekten und sollten nicht überbewertet werden.
Trotz des für Hochhausprojekte oft so schwierigen Berliner Baugrunds wird es beim Bauen in Berlin in den kommenden Jahren wohl immer stärker in eine Richtung gehen: nach oben. Für die architektonische Gestaltung der Projekte – kreative, nachhaltige Fassadengestaltung und intensive Begrünung der Gebäudeflächen – gibt es bereits viele, internationale Modellprojekte, die als Vorbilder herhalten können.
Weitere Bilder zu aktuellen Hochhausprojekten in Berlin findet Ihr hier:
Wohnprojekt: “Upside Berlin” an der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain / © Visualisierungen: Nöfer Architekten
Eine Übersicht weiterer Hochhausprojekte in Berlin findet Ihr hier
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